Die Chemie

Für den Prozess werden mindestens fünf verschiedene Chemikalienmischungen benötigt:


- Fotografisches Kollodium
- Silberbad
- Entwickler
- Fixierbad 
- Firnis

Handelsübliches Kollodium ist eine Mischung aus ca. 4-6% Schießbaumwolle (Cellulosenitrat oder Nitrozellulose), Ether und Alkohol. Für fotografische Zwecke wird es verdünnt und jodiert (oder "gesalzen"), also mit Iodid- und Bromidverbindungen versetzt. Verdünnt wird mit Ether (Äther, Diethylether) und Ethanol. Im angelsächsischen Raum, aber auch hier wird oft USP (US Pharmacopeia) Kollodium angeboten, in Europa gibt es auch andere Rezepturen, zum Beispiel nach DAB (Deutsches Arzneibuch) oder ÖAB (Österreichisches Arzneibuch). Die verschiedenen Vorschriften unterscheiden sich vor allem im Anteil von Ether (65-85%) und Alkohol (12-30%). Das DAB Kollodium enthält mehr Ether als das nach USP.


USP Kollodium hat meistens 6% Nitrozellulose-Anteil, das DAB von Merck z.B. hat 4% - beide funktionieren. Am Ende soll das fotografische Kollodium einen Nitrozellulose-Anteil von ca. 1,5-2% haben - je nachdem, wie dickflüssig es sein soll.


Im medizinischen Bereich, z.B. für Sprühverband benutzt man sog. elastisches Kollodium mit einem Zusatz an Rizinusöl, das nicht für die Fotografie geeignet ist.


Ethanol und Ether


Die Lösungsmittel, mit denen wir das Rohkollodium verdünnen, haben qualitative Auswirkungen auf unser fotografisches Kollodium und den Prozess:


Ethanol (Spiritus) macht die Kollodiumschicht schwächer und zieht Wasser. Das kann zu deutlicheren Trocken-Linien nach dem Begießen führen und außerdem sammelt sich  der Alkohol im Silberbad, was beim Entwickeln zu inseln führen kann, weil dann der Entwickler nicht gleichmäßig fließt. Man muss dem Entwickler dann eben selbst  mehr Alkohol zufügen und das Silberbad häufiger warten, damit der Alkohol verdunstet.


Dafür kann alkoholreiches Kollodium mehr Silber aufnehmen und höhere Dichten erzeugen (was für Positive eher ein Nachteil ist, aber gut für Negative).


Alkohol reiches Kollodium trocknet außerdem langsamer, das ist im Sommer von Vorteil.


Ether macht die Schicht widerstandsfähiger, kann aber auch zum Schrumpfen führen, lässt weniger (aber genug) Silber in die Schicht und verdunstet leichter aus dem Silberbad.


Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die Wahl des Lösungsmittels vor allem beeinflusst,


  • wie stark die Kollodiumschicht ist,
  • ob sie eher zum schrumpfen oder ablösen neigt,
  • wie tief das Silber in die Schicht eindringen kann und wie viel diese somit aufnimmt,
  • wie schnell das Kollodium trocknet,
  • wie viel davon im Silberbad zurück bleibt.